Welchen Wert hat Care-Arbeit?

AG Frauen des grünen Kreisverbands Karlsruhe-Land lud zum virtuellen Austausch

14.03.21 –

„Wenn wir die Dinge im Kleinen ändern, dann ändert sich auch das große Ganze“ war das treffende Schlusswort der Veranstaltung „Welchen Wert hat Care-Arbeit?“ der AG Frauen im grünen Kreisverband Karlsruhe-Land, die zum Weltfrauentag virtuell stattfand.

Als Referentin gab Almut Schnerring, Initiatorin der Initiative Equal Care Day zu Beginn einen Einblick in das, was Care-Arbeit überhaupt ist und brachte es schnell auf den Punkt. „Care-Arbeit, also die ganze Kümmer- und Sorgearbeit rund um Geburtshilfe, Erziehung, Haushalt, Kranken- und Altenpflege wird überwiegend von Frauen geleistet. Sie erfährt zu wenig Wertschätzung und wird kaum bis gar nicht honoriert.“, so Schnerring, die neben der mangelnden gesellschaftlichen Anerkennung auch die strukturellen Schwierigkeiten und politischen Versäumnisse ansprach. So sei der Ausdruck „Lücke im Lebenslauf“ nur deshalb entstanden, weil die gesellschaftliche Akzeptanz für Arbeit immer mit einer Bezahlung einhergeht. Doch auch im bezahlten Bereich der Care-Arbeit – Pflege, Kindertagesstätten, Grundschule - sind 80 Prozent der Beschäftigten weiblich und erhalten neben zu wenig Gehalt auch wenig gesellschaftliche Anerkennung.

Mit teils skurrilen Werbebildern aus den 1950er Jahren, aber auch aus aktueller Werbung, deckte Almut Schnerring tradierte Rollenbilder auf, die auch in Kinder- und Schulbüchern Einzug hielten und so die scheinbar logische Leistung der Care-Arbeit auf die Frau übertrugen. „Care-Arbeit ist aber nicht nur der rein zeitliche Aufwand", so Schnerring, sondern bedeutet auch viel Organisation, Vorausschau, Koordination und Wissen: "All das wird in dem Begriff Mental Load zusammengefasst, die Last der Verantwortung.“. Oft seien es die Frauen, die Arzttermine ausmachten, in der Schule Bescheid gaben, die nötigen Unterlagen zusammen hatten und dann mit dem Kind auch den Termin wahrnehmen würden. Ganze (mentale) Listen mit Geburtstagen, Kleidergrößen, Schulfesten, Freizeitterminen und Lieblingsessen führten zu einer mentalen Überlastung – hauptsächlich von Frauen.

Doch es ging bei der Veranstaltung mit rund 30 Teilnehmerinnen auch um die Frage „Was können wir dagegen tun?“. Ein Mental Load Test, um eigene Strukturen anzuschauen und mit der*dem Partner*in ins Gespräch zu kommen, wurde als erster Schritt genannt.

Wie es in einer Gemeindeverwaltung mit dem Thema Care-Arbeit aussieht und was Arbeitgeber*innen dabei tun können, davon berichtete Nicola Bodner, Bürgermeisterin der Gemeinde Pfinztal und zweifache Mutter. „Die Wichtigkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gerade in der Coronapandemie nochmal deutlicher geworden“, so Bodner, die Homeoffice als Angebot für ihre Mitarbeiter*innen klar befürwortet, aber auch den Ausbau der Kindertagesstätten in den Vordergrund stellte. „Wir haben schon viel erreicht in der Gleichberechtigung, aber müssen das auch noch weiter tragen, bspw. in unsere Partnergemeinden in Schwellenländern“, so Bodner.

„Welche Forderungen möchtet ihr stellen?“ war dann die Frage für die abschließende Diskussion der Teilnehmerinnen in Kleingruppen, die zum regen Austausch einluden. Am Ende war es neben der Wertschätzung für Care-Arbeit auch die Möglichkeit, jeden Beruf wählen zu können, egal, ob Mann oder Frau und Care-Berufe so gut zu bezahlen, dass egal, wer ihn ausübt, davon eine Familie ernähren kann. Eine weitere Forderung war, dass die Leistung von privater Care-Arbeit nicht zu wirtschaftlicher Benachteiligung führen darf. Sie muss sozial abgesichert werden und in der Alterssicherung anerkannt werden. Auch die Forderung, mehr Frauen für MINT-Berufe und mehr Männer für Care-Berufen  zu begeistern, wurde genannt.

In ihren Schlussworten gingen Nicola Bodner und Nicole Heger, Landtagskandidatin der Grünen im Wahlkreis Bruchsal, auf die Bedeutung des internationalen Frauentags ein und riefen dazu auf, gemeinsam an der Gleichberechtigung zu arbeiten, indem Netzwerke aufgebaut und Frauen auch gegenseitig gestützt werden. Die Wünsche der Veranstalterinnen, der AG Frauen des grünen Kreisverbands Karlsruhe-Land, waren „Kraft und Energie, um die Aufteilung der Fürsorgearbeit immer wieder zu hinterfragen. Denn wenn wir die Dinge im Kleinen ändern, dann ändert sich auch das große Ganze.“

Kategorie

Frauen

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